Eltern-Lehrer-Fragen

Feltens Pädagogische Palette

"Inklusion ist so eine Art Heilslehre geworden."
(Bernd Ahrbeck, * 1949)

 

15 Jahre nach Inkrafttreten der UN-BRK zieht der SPIEGEL in Sachen schulische Inklusion eine "maue Bilanz". Klar, wenn der Maßstab die Abschaffung aller Förderschulen ist - aber das war nicht Intention der BRK: "Besondere Maßnahmen ... gelten nicht als Diskriminierung" (Art. 5.4).

Solche Resümees fallen gerne schönfärberisch aus: An einzelnen Schulen gelingt mit riesiger Anstrengung u.U. Großartiges. Aber das ist nicht generalisierbar. Weithin scheitern Lehrkräfte an Grundsätzlichem - und Förderschüler verbleiben unter ihren Möglichkeiten.

Lt. empirischer Bildungsforschung kommt inklusiver Beschulung jedenfalls nur geringe Lernwirksamkeit zu (Zierer 2023, mit Hatties aktualisiertem Datensatz). Letztlich ist nicht die Organisationsform entwicklungsrelevant, sondern die Qualität von Unterricht und Förderung.

 

►  "Inklusion am Gymnasium?" (Spiegel 4/2018)

"Radikale Inklusion sprengt das Schulsystem" (dradio 15.1.2016)

"Braucht Inklusion ein Moratorium?" (Schulverwaltung NW 10/2015)

"Soll mein Kind mit Behinderten lernen?" (ZEIT 8.7.2014)


► ausführliche Info-Plattform: www.inklusion-als-problem.de



Inklusion: Menschenrecht, Sparmodell, Mogelpackung, Kuckucksei?

Für die einen ist schulische Inklusion das neue Paradies, für andere ein unerwartet beschwerlicher Pilgerweg - und nicht wenige fragen sich, welche Form von Gemeinsamem Lernen für wen überhaupt sinnvoll ist. Unterm Strich zählt aber nicht ein Prinzip, sondern die möglichst gelingende Bildungsbiografie der Einzelnen.

Zu Recht fordert die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) freien Zugang zum allgemeinbildenden Schulsystem für alle Kinder - weil dies weltweit eben keineswegs selbstverständlich ist. Keineswegs verpflichtet die BRK allerdings zur Einführung einer Einheitsschule, wie auch der Europarat 2016 feststellte. In Deutschland stellt das differenzierte Förderschulsystem bereits eine in besonderer Weise unterstützende Form schulischer Allgemeinbildung dar.

     ► Warum Förderschulen unbedingt erhalten bleiben müssen - Süddeutsche 21.10.2014

Zwar sind viele Integrationsbemühungen durchaus zu begrüßen. Radikale Inklusion aber ist weder nötig noch bezahlbar - und zudem für viele Schüler mit verschlechterten Entwicklungsbedingungen verbunden (Bernd Ahrbeck: „wohlwollende Vernachlässigung“). An zu viel Heterogenität muss die öffentliche Schule scheitern.

      ► Ein Kultusminister 2013: Inklusion ist Kommunismus für die Schule"

Bei entsprechenden Ressourcen spricht nichts gegen die Integration etwa körperbehinderter Kinder in den Regelunterricht. Wenn aber zukünftig alle Schüler zwanghaft gemeinsam beschult würden, unabhängig von ihrem real existierenden (durchaus dynamisch verstandenen) Lernvermögen, beeinträchtigt das die Leistungsentwicklung vieler einzelner Kinder - zumal im derzeit praktizierten bzw. angestrebten Sparmodus.

          ► Skepsis Rehabilitationswissenschaft - dradio-Interview 2012 & Politische Meinung 2014

Schüler helfen einander gerne und können durchaus voneinander lernen. Aber schnelle Lerner haben auch ein Recht auf herausfordernden Unterricht. Und Leistungsschwächere brauchen nicht nur Schutz vor dem ständigen Vergleich mit den Besten, sondern bedürfen auch in besonderem Maße konstanter pädagogischer Bindung. Förderlehrer, die stundenweise von Schule zu Schule hetzen ("Reisepädagogik"), können dies nicht leisten.

Das deutsche Bildungswesen ist gewiss in mancher Hinsicht optimierbar - für eine generelle Schulreform indes besteht aus lernpsychologischer Perspektive keine Notwendigkeit. Empirische Befunde zur Lernwirksamkeit in inklusiven Settings bleiben ambivalent, in der Sekundarstufe fehlen sie weitgehend. Mit steigender Inklusionserfahrung wächst jedenfalls der Elternwunsch nach Förderschulen.

     ► Zur Widersprüchlichkeit der Forschungslage - ZEIT 13/2013

Vielleicht wurde bislang tatsächlich der ein oder andere Schüler zur Förderschule verwiesen, weil es den „Regellehrern“ an diagnostischen und ermutigenden Kompetenzen mangelte. Deswegen jetzt alle KInder zwangsweise in einem Topf zu behalten, erscheint aber höchst riskant: Weil viele Kinder mit besonderem Förderbedarf de facto in (großen) Regelklassen mit kaum weitergebildeten Regellehrern landen und dort Vernachlässigung droht; weil „Förderkinder“ durch den ständigen Vergleich mit „Regelkindern“ in ihrer Selbsteinschätzung zusätzlich verunsichert werden; weil die breite Expertise der bisherigen Förderlehrer nicht mehr einer begrenzten, geschützten Gruppe kontinuierlich zu Gute kommt, sondern nur noch sporadisch den Verstreuten.

     ► Lehrer werden "ausgeweidet" - evangelisch.de vom 14.6.2015

Schulische Heterogenität ist eine Anfangsgegebenheit, aber nicht deren Lösung. Allzu Ungleiches sollte man weder gleich noch zugleich behandeln. Es gilt, die Goldene Mitte zwischen menschlich Wünschbarem und schulpädagogisch Machbarem auszuloten. So viel Integration wie möglich, so viel Separation wie nötig - diese pädagogische Leitlinie bietet allen Kinder die beste Unterstützung. Die Politik verlange also nicht das Unmögliche, sondern finanziere das Sinnvolle:

► Das Förderschulsystem nicht schwächen oder gar auflösen!
Jeder Schüler mit besonderem Unterstützungsbedarf muss wohnortnah in geschütztem Rahmen gezielt gefördert werden können, die elterliche Wahlfreiheit zwischen Regel- und Förderbeschulung muss erhalten bleiben. Professionelle Förderlehrkräfte müssen weiterhin in angemessenem Umfang zur Verfügung stehen. Flüchtig „inklusionsgeschulte“ Regellehrer sind latent überlastet und bilden für Förderkinder ein hohes Entwicklungsrisiko.

► Die pädagogische Professionalität der Regelschullehrer stärken!
Je größer die methodische und pädagogische Kompetenz der Lehrer, desto eher können - bei entsprechenden Unterstützungsressourcen - auch Schüler mit vorübergehenden Entwicklungsproblemen an Regelschulen verbleiben und dort angemessen gefördert werden.

Jede Form von radikaler, überstürzter oder indoktrinierter Inklusion erweckt hingegen den Eindruck, es solle vor allem gespart werden. Und für manchen ist Inklusion wohl nur ein Trojaner - zur Sprengung des gegliederten Schulsystems.